Spurlos verschwunden...

„Wo verblieb der Salonwagen № 8“?

MODELLEISENBAHNEN


 

Der im Volksmund „Prinzregentenwagen“ genannte Salonwagen № 8, für den „Allerhöchsten Dienst“ bestimmt, war nicht nur in „der guten alten Zeit“ eine Legende, sondern auch eine Verkörperung  des bayerischen Stolzes. Denn den bayerischen Landesvater, Prinzregent Luitpold, liebte man abgöttisch, er war für die Menschen  wie ein guter Vater, der für sie sorgte, sie beschützte, sie liebte... Also war für ihn das Beste gerade gut genug.

 

Luitpold, der dem Pomp nicht sonderlich zugetan war und eher das bescheidene, einfache Leben bevorzugte, wurde in seine geschichtliche Rolle mehr hineingedrängt als dass er sie freiwillig übernommen hätte. Nach den zur Genüge bekannten und legendenumrankten Eskapaden seines Neffen König Ludwigs II., die schließlich zur Absetzung  und Entmündigung dessen führten, übernahm Luitpold 1886 die Regentschaft. Für alle Belange seines Volkes aufgeschlossen, war er viel auf Reisen, erfüllte dort seine Pflicht, wo er gebraucht wurde, erschien andernorts bei einer Veranstaltung, wo er gewünscht wurde. „Und steïts eich vir, då Prinzregent håt si zu uns, zu uns an´n Diisch g´sedzd...“ Geschah dies in einem Dorf, waren dessen Bewohner natürlich außer sich vor Begeisterung, und fast schneller, hatte sich diese Begebenheit bei groß und klein schon im weiten Umkreis herumgesprochen.

 

Reisen und regieren

 

Beim Regierungsantritt Luitpolds war das bayerische Eisenbahnnetz schon relativ weit ausgebaut, weshalb der Regent die Kutsche nur mehr abseits der Hauptstrecken benutzen musste. Für seine Reisen, die anfangs eher privater, später mehr amtlicher Natur waren – standen ihm die blau-goldenen Königszüge Ludwigs II. zur Verfügung. Da die Modernisierung des jüngeren Königszuges auf Dauer nicht den gestiegenen Ansprüchen an die Bequemlichkeit entsprach und auch der Salonwagen von 1892 bezüglich Stöße und Schwankungen Anlaß zur Klage gab, wurde 1898 bei der angesehenen Münchener Waggonfabrik J. Rathgeber ein neuer Hofsalonwagen in Auftrag gegeben. Bereits ein Jahr später wurde dieser abgeliefert.

 

Ein Schloß auf Schienen

 

Als Luitpold das erste Mal seinen neuen „Salonwagen“ betrat, dürfte er nicht schlecht gestaunt haben, glich er doch in seiner eleganten Ausführung eher einem „Schloß auf Schienen“ denn einem Reisewagen. Die reichlich mit Plüsch, edlen Hölzern, Marmor, Kristall usw. versehenen Räumlichkeiten boten Reisekomfort der besonderen Art. Der Wagen war gemäß der Pläne der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen eingeteilt in: Vorbau, Vorsalon, Hauptsalon, Schlafabteil, Abteil für Begleiter, Dienerabteil, Schrank, Vorbau. An das Schlafabteil waren ein Ankleideraum und eine Toilette angeschlossen. Dienern und Begleitern waren eigene Toiletten vorbehalten.

 

Wenn man sich zum Vergleich das Reisen der „einfachen Leute“ in der 3. Klasse vor Augen hält, die in Wagen mit Holzbänken saßen, deren Heizung aus Koksöfen und die Beleuchtung nur aus einfachen Petroleumlampen bestand, die keine durchgehenden Bremsen und zum Teil auch keine Toiletten besaßen, wird dieser Wagen noch unvorstellbarer. Selbst die Wagen der heutigen ersten Klasse verkörpern dagegen bestenfalls das reine Elend.

 

Der „Salonwagen № 8“ war nach den damals modernsten technischen Baugrundsätzen entworfen und durchgebildet. So besaß er eine selbsttätige Westinghouse-Druckluftbremse und eine Vakuumbremse (von den zwei dreiachsigen Drehgestellen wurden jeweils sie beiden Äußeren Achsen gebremst), Faltenbalgübergänge, Dampfheizung und elektrische Beleuchtung, um nur einige Beispiele zu nennen.

 

Vom „Prinzregenten-“ zum „Königswagen“

 

Nach dem Tod Luitpolds übernahm sein Sohn Ludwig die Regentschaft. 1913 wurde dieser König und somit der „Prinzregentenwagen“ zum „Königswagen“. Nach der Kapitulation und der Flucht Ludwigs III. nach dem Ersten Weltkrieg stand der Wagen den Mitgliedern der bayerischen Riegierung als Dienstfahrzeug zur Verfügung. Daß er nicht ins Ausland verkauft oder wie viele andere Fahrzeuge abgegeben werden musste, ist als eine günstige Fügung des Schicksals zu werten. 1932 wurde der Wagen als Salon6ü-Bay99/32 umgebaut und modernisiert, um ihn auch auf elektrifizierten Strecken einsetzen zu können. Die weitere Spur verläuft sich in den Wirren jener schrecklichen Tage vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg.

 

 

 

 

... und jetzt wieder aufgetaucht

 

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Ein außergewöhnliches Fahrzeug bedingt auch ein außergewöhnliches Modell. Die Roco-Konstrukteure legten sich wieder mächtig ins Zeug, um einen Wager der Superlative auf die H0-Schienen zu stellen.

 

Nachfolgend einige „Highlights“ , die den „Prinzregentenwagen“ auszeichnen:

 

 

 

 

Quelle: Leonhard Bergsteiner/Peter Erdmann, Salonwagen Nr.8 Königlich Bayerische Staatsbahnen, GeraNova Verlag München,

Herausgeber: Leonhard Bergsteiner/Michael Dostal

 

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von ROCO-Modellspielwaren GmbH, A-5033 Salzburg